Ich nenn es das "The beach" - Phänomen. Du triffst irgendwann auf deiner Reise jemanden, der dir einen absoluten Geheimtipp ans Herz legt und du willst da hin, unbedingt.
Genauso erging es uns mit der Kong Lor Höhle im Herzen Laos. Ein in die Jahre gekommender Karlifornierhat sich einst zu uns an den Tisch gesetzt, sein Ipad ausgepackt, den Fotoordner geöffnet und uns diese wahnsinnigen Bilder gezeigt. Unsere Entscheidung stand ab diesem Moment fest, Kong Lor wir kommen.
Thakhek war unser erstes Ziel, von dort sind es knapp 180km bis zur Höhle.
Wir haben nahezu einen ganzen Tag damit verbracht, eine geeignete Transportmöglichkeit zur Höhle zu finden. Sehr schwierig in der Regenzeit, anscheinend war kein Mensch gewillt dorthin zu fahren... So hätten wir ein Taxi durch zwei teilen müssen, anstatt durch vier, was uns 1.200.000 KIP gekostet hätte. (Rund 120€) Definitiv zu teuer. Diverse Travel Agencies haben uns den Trip für 141$/Person angeboten, immerhin wär ein Lunch bei einer laotischen Familie inklusive gewesen. Bullshit dachten wir...Wer soll sich das denn leisten können?! Immerhin sind wir immer noch in Laos und ein 141$ Trip ist hier so viel wert wie ein 3000€ Trip bei uns, verhältnismäßig natürlich.
Wir hatten also nur noch eine Möglichkeit, selber hinfahren.
Ein Roller ist hier überdurchschnittlich teuer, ein Auto unbezahlbar.
Da bleibt wohl nur der Roller. ;-)
Wir hatten von einer tollen Möglichkeit gehört Zentrallaos mit dem Roller zu erkunden, die Höhle liegt dabei so ziemlich auf halber Strecke.
Das ganze nennt sich der Thakhek Loop und ist etwas mehr als 500km lang. (Thakhek weil dies der Start- und Zielpunkt ist)
Der Loose (unser Travelbook) empfiehlt vier Tage und Trockenzeit.
Wir planen drei Tage in der Regenzeit. Wir Idioten... Na ja, eigentlich ich... Aber dazu später mehr.
Der Entschluss stand also fest, am nächsten Tag früh raus, Roller schnappen und los gehts.
Sind dann wie immer etwas spät aus dem Bett gekullert, haben uns fertig gemacht, sind aus dem Zimmer geflüchtet, was den ganzen Tag nach Frittierfett riecht, weil die Küche direkt drunter liegt, und hopp hopp zum Rollermensch. Mr. Leu hat uns dann einen schönen geländetauglichen Roller in die Hand gedrückt und noch große Augen bekommen, als wir gesagt haben, wir wollen den Loop fahren. Seine Frau hat nur "Danger, Danger" gesagt. Tolle Wolle... Es gibt wohl einen 60km langen Teil der Strecke, welcher absolut katastrophal zu sein scheint, rote Schotterpiste... Wir nur: "EGAL", muss funktionieren.
Bewaffnet mit einem handgemalten, nicht ganz maßstabsgetreuen Plan der Route, ging es dann los.
Wir haben uns, wie die meisten, für die Strecke gegen den Uhrzeigersinn entschieden.
Das erste Etappenziel musste Laksao sein, also knapp 160km von Thakhek entfernt, andererseits ist es nicht in drei Tagen möglich.
Der erste Teil hat uns wieder durch die atemberaubende Karstberglandschaft geführt, welche wir uns den Tag davor schon angesehen hatten.
Bilder vermitteln schwer das Gefühl, welches man hat, wenn man ca. zwei Std durch diese Berglandschaft fährt. Egal wo du hinsiehst, es ragt immer etwas gewaltiges neben dir, vor dir, hinter dir aus dem Boden, bewachsen mit Regenwald und davor diese knall grünen Reisfelder.
Der nächste Teil der ersten Etappe hat uns hoch in die Berge geführt.
Laos punktet nicht mit tollen Tempeln wie Angkor Wat oder Traumstränden wie in Thailand, Laos ist ein Gesamtpaket.
Weiter ging es dann durch diverse Bergdörfer, ein Stop zum auftanken war auch drin.
Wir wussten nicht so ganz wie wir ihnen klarmachen sollen was wir brauchen, also hat Valerie einfach die Flaschen mit Benzin geschnappt und eingefüllt.
Die Laoten schauen dich erstmal schräg an wenn du in ihr Dorf kommst. Sobald du aber anfängst zu lächeln und ein nettes "Sabei dee (Hallo)" von dir gibst, fangen sie alle an zu strahlen und es kommt wie im Chor ein "SABEI DEE" zurück. :-)
Der nächste Teil hat uns dann durch eine Dschungellandschaft geführt. Auf der linken Seite zumindest, auf der rechten waren riesiege Seenlandschaften.
Wir waren nun vier Stunden unterwegs und hatten gute 120km hinter uns, wir dachten schon, das mit der roten Schotterpiste sei vielleicht überholt und die wäre schon ausgebaut, weil sie einfach nicht kam. (Und weil wir viele schwere Maschinen zum Straßenbau auf dem Weg gesehen haben)
Aber nichts da... Wie aus dem Nichts wurde aus einer ordentlichen Straße, das hier:
DAS war noch voll in Ordnung, doch was uns noch erwarten sollte, konnte sich keiner von uns auch nur ansatzweise vorstellen.
Plötzlich wurde es feucht unter uns. Der trockene Boden war auf einmal nicht mehr so trocken und das bedeutet: Rutschig! Verdammt Rutschig... Wie Eis im Winter bei uns.. Wir haben uns auf der Stelle gedreht, sind verdammt oft stecken geblieben und sahen nach 5minuten aus wie eine riesige Matschkugel.
Vielleicht sieht man es dem Roller an, er hat kein Profil mehr in den Reifen. ;-)
Ab dann war es der reinste Höllentrip.
Wir wussten diese Wegstrecke ist ungefähr 67km lang, zu dem Zeitpunkt war es 15Uhr und wir hatten noch vier Stunden bis es dunkel werden würde. Wir waren sehr sehr zuversichtlich, selbst wenn wir nur 20kmh gefahren wären, würden wir noch vor Sonnenuntergang ankommen.
Wie sich nach einigen Metern herausgestellt hat, sind 20km/h utopisch. Wir sind gerade mal irgendwas zwischen 5-10km/h gefahren.. Als die Strecke dann nach ca. 1std endlich besser wurde, das nächste Übel.
Über uns hat sich ein riesen Unwetter zusammengezogen.
Trocken ist diese Straße absolut machbar, nass ist es wie... HMMM.. wie beschreibe ich es am besten. Ungefähr so wie wenn man Ton nass macht, der wird ja dann auch so glitschig, genau so war die Straße!
Wir waren nach wenigen Minuten so durchnässt, das uns selbst im warmen Laos, durch den Fahrtwind einskalt wurde. Nach etwa 3std und gerade mal 30km Strecke wurde uns langsam etwas bammel. Wir haben immer wieder hektisch auf das Handy GPRS geschaut und gemerkt, dass wir nicht vorran kommen. Was sollten wir nun tun? In einem der vielen laotischen Dörfer an die Tür klopfen und um Einlass bitten? NEIN! Wir brauchen keine Hilfe! xD Also weiter.
Viele Laoten haben mit uns gelacht, weil zu was anderem waren wir in diesem Moment nicht mehr fähig. Jedesmal wenn wir abgestiegen sind und im strömenden Regen, knietief im Matsch stehend, versucht haben ein GPRS Signal zu kriegen, um den Standort zu ermitteln, haben sie sich mit uns gefreut.
Für die 67km Strecke haben wir am Ende über sieben! Stunden gebraucht, wow... da hätten wir auch fast laufen können. ;-)
Nach unzähligen "fast Unfällen" kamen wir endlich in Laksao an, pitschnass, durchgefroren und haben uns hier in ein schäbiges Hotel eingemietet.
Nun gehts gleich weiter, auf zur Höhle!
- David